Faktencheck zum Handlungskonzept Wohnen und dem Wohnbauflächenprogramm

3.1 Schrottimmobilien und Leerstände

Als Alternative zum Neubau kann die Bereitstellung von Wohnraum auch durch Reaktivierung von derzeit ungenutztem Wohnraum erfolgen. Jede wiedergenutzte Wohnung hat für die Wohnraumversorgung der Bevölkerung den gleichen Wert wie eine neu gebaute und dazu noch den Vorteil einer wesentlich günstigeren Miete.

Der Wohnungsleerstand wird in Bochum mit der Stromzählermethode ermittelt. Dabei geht man davon aus, dass eine Wohnung, deren Stromzähler über einen längeren Zeitraum einen deutlich unterdurchschnittlichen Verbrauch ermittelt, nicht genutzt wird. Den Verbrauch messen die Stadtwerke.

Die so ermittelte Leerstandsquote beträgt in Bochum derzeit ca. 3,2 % [9]. Das ist in etwa die Höhe, die in der Wohnungswirtschaft für einen funktionierenden Wohnungsmarkt für notwendig erachtet wird – als Fluktuationsreserve.

Allerdings wird so nur der „marktaktive“ Leerstand ermittelt, also Wohnungen, die prinzipiell dem Markt zur Verfügung stehen, aber beispielsweise gerade renoviert werden. Der „strukturelle“ Leerstand wird nicht erfasst, der darin besteht, dass Eigentümer Wohnungen absichtlich dem Markt entziehen. Bei längerfristigem Leerstand werden Stromzähler nämlich von den Stadtwerken ausgebaut, so dass die Wohnungen in der Statistik nicht mehr erfasst werden.

Um diese Wohnungen kümmert sich in Bochum niemand, soweit sie nicht im sogenannten „Schrottimmobilienkataster“ aufgeführt sind, das derzeit 169 Häuser auflistet [10]. Dieses dient jedoch allein der Gefahrenabwehr für die Öffentlichkeit und nicht der Wiedernutzung dieser Immobilien. Ein Leerstandskataster gibt es in Bochum nicht, sondern nur einen privat vom Mieterverein betriebenen internetbasierten Leerstandsmelder (https://leerstandsmelder.de).

Leere Wohnungen tragen dazu bei, dass Nachbarschaften an Attraktivität verlieren und ein schlechtes Image erhalten (Abwärtsspirale). Fachkreise empfehlen, Kommunen durch Bewusstseins- und Informationskampagnen über die Auswirkungen von Leerstand aufzuklären. In Regionen mit rückläufigen Haushaltszahlen sollte die Bestandsentwicklung und -pflege in den Fokus für die Gestaltung der Wohn- und Lebensqualität rücken. Die Einrichtung eines Leerstandskatasters und -managements wird als wichtiges Instrument gesehen, um aktuelle und kleinräumige Informationen zur Leerstandsentwicklung als Planungsgrundlage zur Verfügung zu haben. Eine Fokussierung auf Bestandsobjekte und deren Modernisierung wird als wünschenswert gesehen [11, S. 40, 77].

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