
Immer mehr sind im öffentlichen Raum abgestellte LKWs, die erkennbar für DHL fahren, Grund für Beschwerden von Betroffenen in den Bochumer Stadtteilen.
Standen sie in den ersten Jahren nach Inbetriebnahme des DHL-Paketverteilungszentrums auf dem ehemaligen Opel-Gelände nur an der Markstraße in Steinkuhl, werden sie mittlerweile auch an der Havkenscheider Straße und in der Feldmark in Laer abgestellt. Im Februar 2025 waren DHL-LKWs an der Gollheide in Wattenscheid Thema einer Anfrage im Mobilitätsausschuss ( Anfrage hier https://bochum.ratsinfomanagement.net/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZQ76HEkUHbF42OkGumBQ_NI ).
Was ist da bei der Ansiedlung von DHL schiefgelaufen?
Verwaltung und Politik im Rathaus wollten unbedingt mit DHL als Anker-Investor auf Mark 51°7 starten. Damit die Genehmigung durch die Stadt Bochum problemlos läuft, hat der Rat 2015 die Planungsziele für die Bebauung extra nochmal zugunsten von DHL angepasst ( Verwaltungsvorlage hier https://bochum.ratsinfomanagement.net/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZdRZtnb6Y32BZtNB9fwOeK4 …..).
Die für Steinkuhl zuständige Bezirksvertretung Süd hatte schon im April 2018 und damit lange vor der Inbetriebnahme des DHL-Zentrums im November 2019 vor ähnlichen Verhältnissen wie im Umfeld des bis dahin größten Verteilungszentrums im hessischen Obertshausen gewarnt. Befürchtet wurde das Abstellen von LKWs während der Ruhezeiten auch über Nacht an öffentlichen Straßen. Antwort der Verwaltung hierauf für die Sitzung im September 2018: Die Stadt Bochum habe in der Planung zum Stellplatzkonzept für Mark 51°7 ausreichend Flächen für das Lkw-Parken vorgesehen. Zudem habe DHL erklärt, über 80% der Anlieferungen würden von externen Dienstleistenden erbracht, auf die schon rechtlich nicht eingewirkt werden könne ( Anfrage aus Sitzung im April 2018 und Antwort der Verwaltung für die Sitzung im September 2018 https://bochum.ratsinfomanagement.net/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZQV_rNKhO3M62a-WQpEIq70 ).
Nach Inbetriebnahme des Paketzentrums standen LKWs von erkennbar für DHL fahrenden Speditionen dann entlang der Markstraße – selbst unmittelbar vor dem dortigen Jugendzentrum „JuMa“. Radfahren auf der Markstraße und deren Querung waren gefahrlos nicht mehr möglich – und es fehlten natürlich Sanitäranlagen.
Bezirksvertretung und Betroffene vor Ort wollten dies nicht hinnehmen. Der Mobilitätsausschuss musste sich 2022 und 2023 mit Einwohner-Eingaben für eine Verbesserung der Situation an der Markstraße befassen. In der Eingabe für die Sitzung im April 2022 wurde neben Gefahren für Radfahrende und JUMA-Nutzende auch die menschenunwürdige Situation bei Übernachtungen im LKW problematisiert. Ein Vorschlag: Den frei gewordenen Parkplatz des ehemaligen Opel-Werks an der Alten Wittener Straße zu einem LKW-Platz mit Sanitäranlagen ausbauen. (Eingabe und Antwort der Verwaltung für die Sitzung im April 2022 hier https://bochum.ratsinfomanagement.net/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZRCA4eYGaR-a5A1O5Rhl93U ). Verwaltung und Politik im Rathaus wollen dort aber lieber Gewerbe ansiedeln, nachdem die Umplanung zur Grünfläche erst mal verworfen worden ist (Vorlage zur Bebauungsplanänderung für Planungsausschuss im März 2024 hier https://bochum.ratsinfomanagement.net/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZaxNLRDNiddR7MqelaorBeM ).
Die Bürgerschaft und die mehrfach bei der Verwaltung anfragende Bezirksvertretung wurden damit vertröstet, durch Schaffung von Radstreifen entlang der Marktstraße und Ausweisung von reinen PKW-Stellplätzen würde die Situation erheblich verbessert. Die Verwaltung selbst versuchte sich damit aus der Verantwortung zu stehlen, der Regionalverband Ruhr (RVR) solle sich doch um LKW-Stellanlagen an den Autobahnen kümmern (so in der Verwaltungsvorlage auf Einwohner-Eingabe für Sitzung Mobilitätsausschuss Februar 2023 https://bochum.ratsinfomanagement.net/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZX5PJWQfhjU0fu_ztRSA8Ng .)
Die 2024 schließlich geschaffenen Radstreifen und die reduzierte Zahl von LKW-Stellplätzen an der Markstraße haben die dortige Situation nur geringfügig entschärfen können. LKWs werden heute immer wieder auf den ausgewiesenen Pkw-Stellplätzen abgestellt. Die Fahrer*innen finden immer noch keine menschenwürdigen Verhältnisse vor. Und die LKWS, die an der Markstraße keinen Platz mehr finden, weichen mittlerweile in andere Stadtgebiete aus.
Die Bezirksvertretung Süd hat m Dezember 2024 nochmal im Rathaus angeklopft, indem sie im Mobilitätsausschuss angeregt hat, auf dem USB Gelände eine Toilettenanlage anzubringen und die Nutzung der PKW Stellplätze durch LKW zu unterbinden ( hier https://bochum.ratsinfomanagement.net/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZfCnlanAXWyYzZmvvQXh9UE ). Die Anregung wurde nur zur Kenntnis genommen. Die SPD wollte sich erst noch schlau machen.
Das reicht aber eben so wenig wie ständige Gespräche der Verwaltung mit DHL. Maßnahmen wie Radstreifen und Ausweisung von PKW-Stellplätzen lösen das Problem auch nicht, führen höchstens zu Verdrängung in andere Stadtteile. Auch die jetzt für die Havkenscheider Straße angedachten Maßnahmen werden letztendlich nur zur Verlagerung des Problems führen, wie bereits heute an der Gollheide sichtbar wird.
Bochum braucht einen LKW-Rastplatz mit Sanitäreinrichtungen!
Nur so verschwinden abgestellte DHL-LKWs aus dem Stadtbild und nur so sind Ruhepausen unter menschenwürdigen Bedingungen ohne Störung der Anwohnerschaft möglich. Bochum kann den schwarzen Peter auch nicht an den RVR abgeben. Bochum wollte DHL als Anker-Investor. Bochum hat die Ansiedlung genehmigt, ohne Abstellmöglichkeiten für externe Speditionen zur Auflage zu machen. Und was auf Bochum mit Aufnahme des Betriebs zukommen würde, war nicht nur für die Bezirksvertretung Süd aufgrund der bis dahin mit der Aufnahme des vergleichbaren Betriebs in Hessen aufgetretenen Nebenwirkungen klar erkennbar. Verwaltung und Politik im Rathaus hätten davor nicht einfach die Augen verschließen dürfen – vorhersehbar schädigenden Nebenfolgen ist vorzubeugen.
Wird das versäumt, müssen die Folgen eben auf eigene Kosten beseitigt werden. Die Lösung durch Nutzung des ehemaligen Opel-Parkplatzes hat sich die Stadt leider schon wieder selbst verbaut. Nun muss sie einen anderen Ort finden.