Getrennt in den Farben, vereint in der Sache für Öffentlichkeitsbeteiligung?

Was haben die Bochumer Innenstadt und Wattenscheid gemeinsam? Die jeweiligen Heimspielstätten vom VfL Bochum und von der SG Wattenscheid 09 werden bzw. sollen umgebaut werden. Über die Einzelheiten hierzu waren offenbar nicht einmal die beiden Vereine vorab informiert. Politik und Zivilgesellschaft erfuhren es aus der Presse.

Erst kurz vor der Mitgliederversammlung des VfL im November 2023 wurden Pläne bekannt, das Ruhrstadion vonner Castroper an die Stadtgrenze zu Witten zu verlegen. Vorstand und Mitglieder haben sich dagegen ausgesprochen. Die Mitgliederversammlung hat die Vereinsführung zusätzlich aufgefordert, sich für mehr Transparenz und für ein Mitbestimmungsrecht bei zuschauerrelevanten Umbaumaßnahmen einzusetzen. Zudem sollten alle Bürger*innen an dem Prozess beteiligt werden. Sie dürften nicht bei Infoveranstaltungen vor vollendete Tatsachen gestellt werden.

Laut seiner Homepage hat der VfL nun „alle interessierten Mitglieder“ https://www.vfl-bochum.de/de/news/2024/februar/7/infoveranstaltung-zur-stadionsanierung-terminiert für Mittwoch, 10.04.2024, ab 19 Uhr zu einer Informationsveranstaltung in den großen Saal im Ruhrcongress Bochum eingeladen. Geht auf dieser Veranstaltungvon den Mitgliedern weiterer Druck aus, sieht das Netzwerk noch gute Chancen für eine breite Beteiligung aller Bürger*innen.

In Wattenscheid hingegen sollen bereits vollendete Tatsachen geschaffen sein – auch was die Farbwahl der Sitze im zukünftigen Lohrheidestadion betrifft: Eine im Netz erschiene Simulation zeigt überwiegend blaue Sitzschalen im unteren Bereich der Tribüne und darüber hellgraue Sitze. Geht es nach der Stadt, bleibt es dabei.

Eine blau-dominante Farbkombination in der Lohrheide, die an die Farben des VfL Bochum erinnert? Für die Anhängerschaft der SG WAT 09 muss dies als Affront erscheinen. Entsprechend sind die Reaktionen. Von einem Tabubruch für die schwarz-weiße Fanszene ist die Rede. Man wolle mehr Kommunikation sowie eine neutrale Farbwahl. Die Stadt wird aufgefordert, die Entscheidung rückgängig zu machen und in einen Dialog auf Augenhöhe zu treten. Ein erstes Protest-Banner findet sich im Stadtbild. Die Bezirkspolitik zeigt sich über Parteigrenzen hinweg geschlossen und unterstützt die Forderungen.

Die Verantwortlichen im Bochumer Rathaus, allen voran Oberbürgermeister Thomas Eiskirch sollten den Protest ernst nehmen. Zu was Fans fähig sind, haben die erfolgreichen Proteste gegen den geplanten Investoren-Einstieg bei der „Deutschen Fußball Liga“ gezeigt. Und in Wattenscheid ist die Gebietsreform mit der Eingemeindung nach Bochum auch nach nun mittlerweile fast 50 Jahren noch nicht vergessen.

Für die Fan-Szenen der beiden Vereine bietet das bürgerferne Vorgehen der Stadt nun aber die Chance, nach dem Motto „Getrennt in den Farben, vereint in der Sache“ Solidarität zu zeigen und gemeinsam für Öffentlichkeitsbeteiligung in ganz Bochum anzutreten.

Das Netzwerk fordert: Entscheidungen über Sportstätten, egal ob in Wattenscheid oder in der Bochumer Innenstadt. dürfen nicht über die Köpfe der Zivilgesellschaft hinweg getroffen werden – und schon gar nicht gegen den Willen der Betroffenen!