Ende August 2024 erfuhr Bochum-Riemke aus der Lokalpresse, dass in die frühere Nokia-Verwaltung an der Rensingstraße eine „Landeserstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete“ einziehen wird. Die SPD vor Ort befürchtete sofort Zulauf bei der AFD, kritisierte unterlassene vorherige Bürgerbeteiligung und forderte mehr Demokratie. Dialog wollten auch die Grünen – wollten aber offenbar die Stadt Bochum aus ihrer Verantwortung entlassen, weil die Einrichtung ja von der Bezirksregierung Arnsberg betrieben werde.
Erst Mitte Dezember 2024 gab es dann die lange erwarteten Informationen. Die nahezu einhellige Kritik in der Veranstaltung vor Ort war: Ein frühzeitiger Austausch mit den Menschen in Riemke wurde einfach versäumt!
Das neue Jahr ist gerade wenige Tage alt, als wiederum aus der Lokalpresse bekannt wird, dass nun zur Unterbringung vorbehaltene Flächen in Gerthe, Altenbochum und Stiepel erneut zur vorübergehenden Aufnahme Geflüchteter in Anspruch genommen werden müssen. Dass die Flächen irgendwann mal reaktiviert würden, war zu erwarten. Aber warum erfolgt zwei Wochen nach den Erfahrungen in Riemke die erste Information wiederum nur über die Lokalpresse? Die Stadt hat zwar Info-Veranstaltungen vor Ort noch vor Bezug der von ihr betriebenen Unterkünfte angekündigt. Aber ist das heute noch ausreichend?
Reicht es, wenn Sebastian Pewny von den Grünen darauf baut, dass die Skeptiker*innen an den Standorten bisher nie recht behalten haben? Reicht das noch in Zeiten, in denen Rufe nach Abschiebung nach Syrien, Push-Backs an den Grenzen, Aufnahmelagern in Afrika und aktuell der Ausbürgerung von straffälligen Doppelstaatler*innen sogar aus Parteien zu hören sind, die vor 10 Jahren für Willkommenskultur standen? Damals wurden Versäumnisse rechtzeitiger Information noch von Menschen vor Ort aufgefangen. Überall bildeten sich Initiativen, die – wenn nötig – dann eben selbst für Information gesorgt haben. Diese zivilgesellschaftlichen Organisationen sind vielerorts noch tätig oder können ihre ehrenamtliche Arbeit hoffentlich wieder kurzfristig aufnehmen. Sich darauf zu verlassen reicht aber nicht!
Erforderlich ist mehr denn je die rechtzeitige Information durch Verwaltung und Politik und darauf aufbauend der Austausch mit den Menschen vor Ort. Rechtzeitig sind Veranstaltungen aber nur, wenn sie so früh wie möglich durchgeführt werden. Nur so kann auch einem Hetzen in sozialen Medien begegnet werden!