Bei der Hochwasserkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli 2021 erwies sich das für eine Bebauung vorgesehenen Grabeland „Am Ruhrort“ in Bochum-Dahlhausen als natürliches Regenauffangbecken. Die Bürgerinitiative „Grabeland Am Ruhrort“ und das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung hatten unter dem gemeinsamen Motto: „Bauen und Planen neu denken“ während der Bauplanung mehrfach ein hydrologisches Gutachten gefordert. Im Bochumer Rathaus sah man sich nach der Überschwemmung tatsächlich veranlasst, „die Situation noch einmal vollständig zu überdenken“ und eine weitere wasserwirtschaftliche Berechnung in Auftrag zu geben, wie Baurat Dr. Markus Bradtke in der Fragestunde der Ratssitzung am 07.10.2021 erklärte.
Bis heute – zwei Jahre danach – haben die Anwohner*innen vor Ort nichts von den Ergebnissen der Untersuchungen erfahren. Im Mai 2022 erhielten sie ein Informationsschreiben des Tiefbauamtes zum Zwischenstand des wasserwirtschaftlichen Gutachtens. Hierin wurde eingeräumt, die wasserwirtschaftliche Situation vor Ort habe sich als derart komplex erwiesen, dass zunächst ein gekoppeltes Berechnungsmodell für die Oberflächenabflüsse und das Kanalnetz erstellt werden müsse. Allein die Erstellung des Istzustandsmodells für das Kanalnetz sei bereits deutlich aufwendiger gewesen als zuvor erwartet. Auf die in dem Schreiben abschließend angekündigte Information über den weiteren Verlauf der Berechnungen warten die Anwohner*innen bis heute.
Nach dem Zwischenbericht im Mai 2022 gestellte Anfragen beim Tiefbauamt und direkt beim Stadtbaurat blieben unbeantwortet.
Dabei hat Baurat Dr. Markus Bradtke in der Fragestunde im Rat im Oktober 2021 zugesichert, die Ergebnisse vor einer etwaigen erneuten Offenlegung des Bebauungsplans im Bezirk Bochum-Südwest vorzustellen. Und er hat gebeten, von formellen Anträgen nach dem Informationsfreiheitsgesetz Nordrhein-Westfalen (IFG NRW) abzusehen und sich bei Informationsbedarf doch direkt an die Verwaltung zu wenden.
Nur schwer vorstellbar ist, dass die Untersuchungen auch nach mehr als einem Jahr nach dem Zwischenbericht noch keine neuen Erkenntnisse gebracht haben sollen. Zwei der betroffenen Anwohner*innen, zugleich Mitglieder in der Bürgerinitiative „Grabeland Am Ruhrort“ und im Netzwerk, haben deshalb zwei Jahre nach der Überschwemmung nun doch einen formellen Antrag nach dem IFG NRW auf freien Zugang zu den Ergebnissen der bisherigen Untersuchungen gestellt (Antrag im Anhang).
Sie sind von der fehlenden Transparenz enttäuscht, möchten aber auch endlich Klarheit haben über das weitere Schicksal des für das Bauvorhaben geräumten Grabelandes. Bereits vor einem Jahr hatten sie mit dem Netzwerk als Alternative zur Bebauung die Errichtung eines Klimaparks angeregt, in dem das Gelände als Regenrückhaltebecken erhalten bliebe und zu einer Naturoase für die Bürger*innen im Stadtteil würde.