Spätestens am 14./15.07.2021 ist der Klimawandel auch in Bochum für alle sichtbar angekommen. Sturmtief „Bernd“ hatte den Pegelstand der Ruhr in Bochum Dahlhausen durch seinen Starkregen über 7.00 Meter ansteigen lassen. Die Stadt Bochum musste die Evakuierung von rund 2.500 Personen vorbereiten. Am stärksten gefährdet erschien das Neubaugebiet „Ruhrauenpark“ an der Dr.-C.-Otto-Straße. Hier hatte die Wilma Wohnen West GmbH erst 2020 Doppel- und Reihenhäuser sowie Eigentumswohnungen fertiggestellt. Doch Dahlhausen blieb noch vom Schlimmsten verschont – der Ruhr-Damm hielt das Hochwasser ab!
Die Hochwasserschieber des zur Entwässerung genutzten Hörsterholzbaches mussten verschlossen werden, um einen Rückstau der Ruhr zu verhindern. Aber auch ohne eindringendes Ruhr-Hochwasser konnte die Kanalisation die durch den Starkregen verursachten Wassermassen nicht fassen. Das Wasser drang aus Gullis. Hinzu kamen oberflächlich abfließendes Niederschlagswasser sowie Überschwemmungen aus den örtlichen Fließgewässern. Folge waren vollgelaufene Keller und Häuser, überflutete Grundstücke sowie nicht mehr passierbare Straßen.
Weil das Grabeland „Am Ruhrort“ sich als natürliches Regenauffangbecken erwies, gab es in Dahlhausen letztendlich nicht noch größere Sachschäden und vor allem keine Personenschäden. Das Grabeland soll nun aber für Baupläne der Wilma Wohnen West GmbH zugeschüttet und weitgehend versiegelt werden. Wie die Kanalisation beim nächsten Starkregen das dann dort nicht mehr zu speichernde Wasser aufnehmen soll, weiß zurzeit nicht einmal das Tiefbauamt der Stadt Bochum. Ergebnisse der erst nach den Ereignissen von Juli 2021 zum Bauvorhaben im Grabeland in Auftrag gegebenen wasserwirtschaftliche Untersuchung liegen bisher nicht vor.
Fachleute warnen seit Jahren vor der weiteren Versiegelung von Freiflächen und der Errichtung von Neubauten in ausgewiesenen Hochwasserrisikogebieten. NRW Umwelt- minister Oliver Krischer will jetzt dafür sorgen, dass mehr Wasser in der Fläche bleibt und an größeren Flüssen zusätzlicher Raum für Hochwasserschutz geschaffen wird. Bochum hingegen plant mit der Wilma Wohnen West GmbH ein natürliches Regenauffangbecken in einem ausgewiesenen Hochwasserrisikogebiet zuzuschütten und weitgehend zu versiegeln.
Das Netzwerk fordert: Auch Bochum muss den Klimawandel ernst nehmen!
Es darf nicht bei einem symbolischen Ausruf des Klimanotstands bleiben. Die Auswirkungen des Klimawandels müssen auch tatsächlich eingedämmt werden. Das Netzwerk fordert deshalb, das Grabeland „Am Ruhrort“ zu erhalten und damit Vorkehrung für zukünftige Starkregenereignisse zu treffen.
Nachdem sich die Natur nach Abbau der Aufbauten das Grabeland bisher ungehindert zurückgeholt hat, sollte das Gelände unter kontinuierlicher Beteiligung der Bürgerschaft weiter entwickelt werden.
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Durch ein behutsames und klimaorientiertes Aufarbeiten des Geländes könnte der Natur weiterhin Raum gelassen werden, sich eigenständig und vielfältig zu entwickeln. Besucher*innen hätten die Möglichkeit, die Entfaltung einer vielfältigen Natur im urbanen Raum selbst zu entdecken und deren Schönheit zu genießen. Je mehr sie erleben, was für einen unmittelbaren Nutzen die Natur haben kann, umso eher fühlen sie sich dann auch angehalten, diese mit persönlichem Einsatz zu schützen. Mittels eines kleinen Teichs lässt sich die Auswirkung von Wasserflächen auf das urbane Klima mit seinen Hitzeinseln allgemein darstellen. Zugleich wird aber auch konkret an die besondere Funktion des Grabelandes bei Starkregen erinnert. In Dahlhausen lässt sich so „urban green“ mit „urban blue“ zu einem Klimapark verbinden.
Weil erfolgreicher Klimaschutz und Anpassungen an den Klimawandel nun aber einmal nur mit den Menschen geht, muss die interessierte Bürgerschaft nicht nur von Anfang an kontinuierlich an der Planung eines solchen Klimaparks beteiligt werden. Sie muss auch bei der späteren Umsetzung mitwirken können.
Ein solches mit den Bürger*innen für die Bürger*innen geplantes und umgesetztes Klimaprojekt kann unter dem Titel „BürgerKlimaPark Am Ruhrort“ dann als Leuchtturmprojekt weit über Bochum hinaus strahlen.
Und vielleicht lässt sich dies alles dann auch noch mit Mitteln aus dem Bundesförderprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ finanzieren.
Voraussetzung ist aber, dass sich Bauverwaltung, WirtschaftsEntwicklungsGesellschaft Bochum mbH und Wilma Wohnen West GmbH sowie die Politik zusammensetzen und eine Entscheidung für das Klima und damit für ganz Bochum treffen.