Im Januar 2020 hat der Rat die Eckpunkte der Auslobung Realisierungswettbewerbs zur „Neugestaltung des Husemannplatzes“ festgelegt und die Verwaltung mit der Ausarbeitung der Auslobung beauftragt. Die für die Freiraumgestaltung des Platzes eingeholten 14 Entwürfe kann die Bochumer Bürgerschaft am Donnerstag den 18. Juni von 11 bis 20 Uhr in der Jahrhunderthalle noch vor der Fachjury, die am 19. Juni tagen wird, kennenlernen.
Oberbürgermeister Thomas Eiskirch wird den Bürgerdialog eröffnen. Im Laufe des Tages sind Mitglieder des Verwaltungsvorstands der Stadt Bochum, der Verwaltung und des mit der Organisation des Wettbewerbs beauftragten Büros vor Ort, um Fragen zu beantworten, Erläuterungen zu geben und Anregungen entgegenzunehmen. Anregungen können zudem auf bereitliegende Karten vermerkt werden. Dem Preisgericht sollen die Anregungen dann – also noch über Nacht – als Entscheidungshilfe zur Verfügung gestellt werden.
Eine solche Form des Bürgerdialoges gab es in Bochum bereits im Dezember 2019 im Architektenwettbewerb zum „Haus des Wissens“. Damals hat der Oberbürgermeister verkündet, eine solch weitgehende Bürgerbeteiligung habe es in Bochum noch nicht gegeben. Am Ende des Dialogs blieben aber nur von der Anzahl und der Komplexität der Entwürfe überforderte Bürger*innen zurück, die letztendlich nur noch auf den Spruch der Jury warten konnten, ohne je zu erfahren, ob und inwieweit ihre gut gemeinten Anregungen die Entscheidung vielleicht noch beeinflusst hatten.
Das Netzwerk erwartet deshalb mit Spannung, wie der Oberbürgermeister die Neuauflage eines bereits einmal missglückten Dialog-Versuchs ankündigen wird.
Dabei wäre es so einfach gewesen, hier, wo nach der aktuellen Werbekampagne das WIR noch zählt, bei der„Neugestaltung des Husemannplatzes“ mehr Bürgerbeteiligung zu wagen. Hierzu hätten die Verantwortlichen nur mit der Bürgerschaft in einen Dialog etreten müssen, in dem
- nach der Veranstaltung auf dem Husemannplatz im März 2019 die Anregungen der Bürger*innen gemeinsam mit diesen ausgewertet und Empfehlungen formuliert worden wären,
- das weitere Verfahren danach transparent gestaltet worden wäre,
- Ergebnisse der Bürger-Voten veröffentlicht worden wären,
- offengelegt worden wäre, welche Vorschläge der Bürger*innen zu Gestaltungsmerkmalen für die Planungsbüros gemacht worden sind,
- die Planungsbüros während der Erstellung der Entwürfe selbst in einen Dialog mit der Bürgerschaft eingetreten wären und
- die Entwürfe nicht nur an einem Tag zur Einsicht ausgelegt würden.
So aber wird am 18.06.2020 am Ende der Präsentation wieder einmal nur eine von der Anzahl und der Komplexität der Entwürfe überforderte und deshalb letztendlich von dem angekündigten Bürger-Dialog enttäuschte Bürgerschaft zurückbleiben.
Dabei besteht immer noch die Chance, in Bochum etwas wirklich Neues zu wagen.
Nach der Juryentscheidung werden alle Arbeiten noch einmal eine Woche lang vom 23. 29. 06. 2020 in der Jahrhunderthalle ausgestellt, damit WIR uns alle noch einmal in Ruhe anschauen können.
Warum sollten WIR als Bürger-Jury dann nicht auch die Möglichkeit erhalten, bis zum 29.06.2020 einen Entwurf mit einem zusätzlichen Bürger-Preis auszuzeichnen?
Stimmabgaben könnten vor Ort oder auch online erfolgen – und der Oberbürgermeister könnte verkünden,
hier, wo das WIR noch zählt, hat es das noch nie gegeben!